SLASH Filmvestival 2020

SLASH Filmfestival 2020 – 17. bis 27. September 2020
Filmcasino, METRO Kinokulturhaus, schikaneder Kino, Gartenbaukino


Elf Tage lang holt das SLASH Filmfestival das bildgewaltige Universum des Fantastischen Films auf die Leinwand. Gezeigt werden insgesamt rund 50 Filme in vier Kinos – von preisgekrönten Dokumentationen bis zu wahnwitzigen Splatter-Orgien, von heiß erwarteten Österreich-Premieren zu gefeierten Klassikern. Wunderbare Filmgäste und ausgewählte Events stellen sicher, dass das SLASH auch 2020 ein einzigartiges Erlebnis wird. Gesamtprogramm: www.slashfilmfestival.com
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The Reckoning

UK, 2020
111 min., eOV
Nordengland, Mitte des 17. Jahrhunderts: Nachdem sich ihr pestkranker Ehemann erhängt, wird seine Witwe Grace zur Zielscheibe eines Großgrundbesitzers. Die junge Frau setzt sich gegen dessen Übergriffe zur Wehr, woraufhin dieser Gerüchte streut, sie stünde mit dem Teufel im Bunde. Und das ruft den gefürchteten Hexenjäger Moorcraft auf den Plan. Der britische Genrekapazunder Neil Marshall inszeniert mit The Reckoning ein saftiges Stück Witchsploitation, das mit donnernder Dramaturgie, grellen Figuren und einer ultimativ kathartischen Rache-Geschichte schönste Erinnerungen an die Hochzeit des Subgenres in den 70er-Jahren auslöst.

TICKETS http://slashfilmfestival.com/programm-2020/the-reckoning/

Amulet

UK, 2020
99 min., eOV
Ein Ex-Soldat driftet durch London, bis er von einer gütigen Nonne aufgegriffen und in einem alten, baufälligen Haus untergebracht wird, das er renovieren soll. Darin lebt bereits eine junge Frau mit ihrer todkranken Mutter, die den Dachboden nicht mehr verlassen kann (oder will oder darf). Während die Wände und Böden verrotten, kriecht die traumatische Kriegsvergangenheit des Mannes an die Oberfläche und entfesselt ein grausames Spiel um Schuld und Vergebung. Amulet ist ein präzise vermessenes Horrordrama, das unter täuschend simpler Oberfläche komplexe Themen verhandelt und Langfilmdebütantin Romola Garai als neues Genretalent ankündigt.

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Under Your Bed

JP, 2019
98 min., OmeU
Naoto war schon als Jugendlicher ein Einzelgänger und so unauffällig, dass er genauso gut unsichtbar hätte sein können. Elf Jahre später sucht und findet er die einzige Person, die ihm damals ein wenig Beachtung geschenkt hat, und entwickelt eine bedrohliche Obsession für die junge Frau. Als sich Naoto in das Haus schleicht, in dem diese mit ihrem Mann und ihrem Baby lebt, wird er Zeuge von grausamen Vorgängen. Die japanische Genrespezialistin Mari Asato grundiert ihren intelligenten Stalkerthriller in einem ungnädigen Naturalismus, der simple moralische Gut-und-Böse-Formeln verunmöglicht und für das Publikum zu einer ziemlich herausfordernden Angelegenheit wird.

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Butt Boy

US, 2019
99 min., eOV
Bei ihm san olle im Oasch daham: Chip ist plumper Familienvater, dessen Leben an ihm vorbeirinnt, bis ihm der Urologe den Finger in den Popsch steckt. So groß ist sein daraus entstehendes Glücksgefühl, dass er sich zu Hause erst kleine, dann immer größere Gegenstände rektal einführt. Irgendwann ist dann das Familienhündchen nicht mehr auffindbar und ein Hard-Boiled-Cop sucht nach spurlos verschwundenen Kindern. Butt Boy ist entgegen Prämisse und Titel ein ziemlich straighter Pulp Movie, nur eben mit deutlicher Analfixiertheit. Einer der wunderlichsten, wundervollsten Filme des Jahres.

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Spiral

CA, 2019
90 min., eOV
Aaron und Malik ziehen 1995 gemeinsam mit ihrer Teenager-Tochter aufs Land. Zu Beginn wird das schwule Paar (über)freundlich willkommen geheißen und in die kleine, verschworene Gemeinschaft integriert. Doch Malik, der als Jugendlicher gemeinsam mit seinem damaligen Freund zum Opfer eines Hassverbrechens wurde, vermutet bald Sinistres hinter den glatten Fassaden. Fußt seine wachsende Paranoia auf dem früheren Trauma oder ist das Small Town America wirklich ein Hort des Bösen? Spiral ist ein zunehmend entgleisender Horrorthriller, der Angstwelten (nicht nur) von Minderheiten so weit zuspitzt, bis hinter den Mauern, zwischen den Hecken die häßliche Fratze der Normalität durchschimmert. Ein Albtraum!

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The Dark and the Wicked

US, 2020
93 min., eOV
Der Tod hängt über einer Familien-Farm und das hat nicht nur mit dem vor sich hin siechenden Patriarchen zu tun, der dem Jenseits mit jedem rasselnden Atemzug einen Schritt näher kommt. Seine angereisten Kinder werden im finsteren Haus bald von unheimlichen Visionen geplagt, während nicht zuletzt ein Priester die Vermutung nährt, etwas Böses habe sich Zutritt verschafft. Bryan Bertinos formschönes Kino kreist immer um eine täuschend simple Grundsituation, unter deren Oberfläche eine abgründiger Kern vibriert. The Dark and the Wicked ist ein naturlichterer Rural-Gothic-Thriller in Eleganz und Perfektion, getragen von einem feinem Ensemble und mit sehr langem Schattenwurf.

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Leap of Faith: William Friedkin on The Exorcist

US, 2019
104 min., eOV
Es gibt Menschen, die setzt man einfach in einen Sessel und lässt sie sprechen. Der Kanadier Alexandre O. Philippe, bekannt geworden mit formal exzentrischen Dokumentationen zu den Kultfilmen Psycho und Alien, wählt genau diesen maximal reduzierten Zugang zu William Friedkin. Einer der Titanen des New Hollywood-Kinos und auch mit Mitte achtzig noch vif, eigensinnig und provokant, erzählt knapp zwei Stunden über die Produktion seines wohl bekanntesten Films The Exorcist, gewürzt mit unvergesslichen (und ziemlich irren) Anekdoten und getragen von Charisma und Gravitas dieses Ausnahme-Künstlers. Besser ist Filmgeschichte nicht vermittelbar.

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The Visitor

IT, 1979
108 min., eOV
Die Erde wird von Mutanten bedroht, deren einziges Ziel ihre Vermehrung ist. Eine Ausgeburt dessen ist Katie, die ihre menschliche Mutter bei einem mysteriösen Unfall in den Rollstuhl befördert und eine gute Beziehung zu ihrem mordenden Hausvogel pflegt. Katie wünscht sich einen kleinen Bruder, der durch die Beschaffenheit von Mutters Uterus auch als Mutant zur Welt kommen würde. Wird ihr Wunsch in Erfüllung gehen? John Husten als Babysitter von transgalaktischer Weisheit, Franco Nero als Jesus out of Space oder US-Enfant-Terrible Sam Peckinpah: Der Cast ist so einzigartig wie die Story, die sich kaum auf ein paar Sätze runterbrechen lässt. Zeitlich wie stilistisch irgendwo zwischen Alejandro Jodorowskys Frühwerk und den Filmen von Richard Stanley.

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Impetigore

ID, 2019
106 min., OmeU
Nachdem Großstädterin Maya von einem derangierten Fremden auf offener Straße mit einer Machete attackiert wurde und der Angreifer ihr Heimatdorf erwähnte, reist sie mit ihrer besten Freundin dorthin und damit gleichsam in ihre mysteriöse Vergangenheit. Die jungen Frauen geben sich als Studentinnen auf Recherche aus, doch je mehr Schichten von Mayas Familiengeschichte sie freilegen, desto gefährlicher und unheimlicher wird es. Der indonesische Genrekino-Großmeister Joko Anwar zieht in diesem bild- gewaltigen, brutalen Folk-Horrorthriller erneut alle Register seines Könnens und inszeniert einen schwitzigen, farbsatten Dschungel-Schocker. Nichts für Zartbesaitete!

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Av: The Hunt

TR, 2020
87 min., OmeU
Als Ayşes Affäre auffliegt, erschießt ihr tobender Ehemann den Liebhaber, während ihr ganz knapp die Flucht gelingt. Die Familie hetzt gleich mehrere Häscher auf die junge Frau, die versucht nach Istanbul zu kommen, in der Hoffnung sich dort verstecken zu können. Emre Akay nimmt das Reizthema Ehrenmord und das diesem zugrundeliegende toxische Patriarchat zum Ausgangspunkt für ein so gnaden- wie atemloses Genrestück, das Motive von Survival- und Rachethriller aufgreift und von der überragenden Hauptdarstellerin Billur Melis Koç getragen wird. Av: The Hunt ist so rasant wie relevant und jedenfalls einer der potentesten White-Knuckles-Spannungsfilme der Saison. Anschnallen!

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#ShakespearesShitstorm

US, 2020
94 min., eOV
Die Luxusyacht eines Pharmakonzerns wird auf der Überfahrt nach Nordkorea von einem gewaltigen und sehr wörtlich zu nehmenden Shitstorm zerstört. Die Überlebenden stranden in Tromaville, wo der geniale Wissenschaftler Prospero Rache nehmen will an all jenen Unternehmer*innen, die unmoralisches Kapital schlagen aus seinen gemeinnützigen Forschungen. Troma-Chef Lloyd Kaufman adaptiert in seinem laut Eigenaussage letzten Film Shakespeares Der Sturm als blitzgescheite, vulgäre und anarchische Gross-Out-Satire auf die Corporate Culture und ihre Steigbügelhalter inklusive hektoliterweise Körperflüssigkeiten, Musical-Einlagen, Mutanten und dem schönsten Anilingus der Filmgeschichte. Ein Tromasterpiece!

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Psycho Goreman

CA, 2020
99 min., eOV
Zwei Kids erwecken einen außerirdischen Dämon zum Leben und können ihn mittels Amulett kontrollieren. Hört sich nach Spaßgranate an und tatsächlich ist Steven Kostanskis komplett überdrehte und ziemlich ungeheuerliche Kombination aus Mittachtziger-Kinderfantasy und Mittneunziger-Kinderfernsehen mit feisten Gore-Effekten einer der Party-Filme des Jahres. Das, was das Genrefan-Herzerl aber final zum juchzen bringt, sind die vielen detailverliebten außerirdischen Monster, allesamt handgefertigt und mit analogem Schmäh wie Genie zum Leben erweckt. Psycho Goreman ist laut, bunt und blöd und damit genau so, wie man sich (hoffentlich) an die eigene Kindheit erinnert.


O P E N E R
DON BROCO – ACTION
Benjamin Roberds USA 2019 | 6′ | eOV

Der Film beginnt als kitschige Hommage an die TV-Werbungen der 80er und 90er und verwandelt sich bald in eine Albtraum-Welt, in der die Figuren zum Zentrum einer Terrorherrschaft der Spielzeuge werden.

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The Rise of the Synths

ES/US, 2019
82 min., OmeU
Spätestens seit den Welterfolgen von Nicolas Winding Refns Drive und Stranger Things ist Synthwave zum bevorzugten Soundtrack-Teppich für alle Filmemacher*innen geworden, die ihren Arbeiten einen retro-coolen Anstrich verpassen wollen. Iván Castells passend durchgestylte Dokumentation begibt sich auf eine spannende, launige Zeitreise vom aktuellen Hype um das nostalgisch-gefühlige Genre und bekannte Formationen von Carpenter Brut und Kavinsky hin zu seinen Anfängen in den 70er-Jahren. Jener Indie-Regisseur, der damals mit einem minimalistischen, selbst komponierten Soundtrack den Synthwave-Grundstein legte, fungiert auch als Erzähler von The Rise of the Synths: John Carpenter.

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Fried Barry

ZA, 2020
99 min., eOV
Barry säuft, spritzt und raucht sich sein beschissenes Leben aus Leib und Seele, bis er eines Nachts im Zustand kompletter Dichtheit von Außerirdischen entführt wird. Als er nach diversen Experimenten und Sondierungen wieder auf der Erde landet, ist er nicht mehr er selbst, sondern temporäre Wohneinheit für ein Alien, das den hageren, ausgemergelten Körper Barrys auf der Suche nach Sex, Gewalt und guter Laune durch Kapstadt steuert. Ryan Krugers verhaltensauffälliges, exzentrisches Langfilm-Debüt ist ein überraschend tiefsinniger und bewegender Trip inklusive halluzinogener Visuals und einem treibenden, pumpenden Electro-Soundtrack. Schon jetzt ein Klassiker des psychotronischen Kinos.

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Ich-chi

RU, 2020
87 min., OmeU
Jakutien ist eine teilautonome Republik im nordöstlichen Russland – und seit einigen Jahren Heimat und Wirkungsstätte einer außerordentlich dynamischen regionalen Filmindustrie, die wie auch Land und Leute massiv von Folklore, Sagen und Mythen beeinflusst und angeleitet wird. Ich-chi bezeichnet grob gesagt einen Geist und ein solcher sucht eine Bauernfamilie heim, die gerade zwischen Tradition und Moderne zerrieben wird. Regisseur Kostas Marsaan inszeniert einen essenziellen Folk-Horrorthriller, geprägt von den kargen, kalten Landschaften Jakutiens, getaucht in Nachtschwarz und Blutrot, beseelt von den Gespenstern der Vergangenheit.

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Crazy World

UG, 2019
63 min., OmeU
Wakaliwood is back in Supa-Action! Die ugandischen Götter des No-Budget-DIY-Kinos frönen auch in ihrem jüngsten Wurf ihrer Liebe zum Krachbumm-Film der 80er- und 90er-Jahre und erzählen von einer Gruppe Kung-Fu-Kinder, die von der örtlichen Tiger Mafia entführt wird. Beim Versuch sie zu befreien hagelt es feiste One-Liner und krude Computereffekte, während der ganze Jubeltrubel vom verlässlich genialen VJ Emmie als Ein-Mann-Version eines griechischen Chors auf der Tonspur kommentiert wird. Und einmal mehr erweist sich Wakaliga, ein Slum in der ugandischen Hauptstadt Kampala und Heimat von Wakaliwood, als Geburtsstätte für das Supa-Actionkino der Zukunft!

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VHYes

US, 2019
72 min., eOV
Das warme Bildrauschen von Magnetvideobändern ist die Schmiere, auf der dieser auf VHS und Betacam gedrehte Rücksturz ins ästhetische Herz der 80er-Jahre direkt ins Zuschauer*innenhirn rutscht. 1987 bekommt ein Junge einen Camcorder geschenkt und überspielt sogleich das Hochzeitsvideo der Eltern mit Fernsehsendungen und eigenen Aufnahmen. VHYes ist Retro-Zapping mit unheimlichen Unterströmungen, ein Cross-Media-Projekt direkt aus der Twilight Zone mit Gastauftritten von Susan Sarandon und Tim Robbins, den Eltern des 1989 geborenen Regisseurs.

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Rise of the Machine Girls

JP, 2019
75 min., OmeU
Die Waisen-Schwestern Ami und Yoshie halten sich mit Varieté-Nummern über Wasser, bis eine von ihnen von der kriminellen Dharma-Familie entführt wird und die andere, beim Versuch ihr zu helfen, einen Arm verliert. Als sie wieder zu sich kommt, montiert sie sich ein Maschinengewehr auf den blutigen Stumpf und schreitet zur Rache. Dieser Reboot von Noboru Iguchis J-Gore-Meisterstück Machine Girls greift zu denselben Waffen wie das Original: Dauerfeuernde Riesenbrüste, Cyborgs, eimerweise Blut und ein unablässiges, ungnädiges Stakkato an irren Ideen und exzessiven Effekten machen dieses WTF?-Ding zum essenziellen Jawdropper des heurigen Festivals.

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